Von der Ratlosigkeit

Die Ratlosigkeit scheint eines der Gefühle zu sein, die für den Menschen nur schwer zu ertragen sind. Es fühlt sich an, als betrete man einen Wald, den man noch nie beschritten hat. Dieser Wald hat keine vorgefertigten Pfade, die man begehen kann, um sein Ende zu erreichen. Es ist, als würde man das Rad neu erfinden müssen. Dieses Gefühl kann einen Menschen entweder erdrosseln oder zu Höchstleistungen anspornen. Es scheint also eine Sache der subjektiven Interpretation zu sein.

Ertragen lernen

Eine Sache, die nicht wenigen Philosophen vorgeworfen wird, ist die, selber ratlos zu sein. Wir als Menschen wünschen uns wohl immer eine direkte Lösung für unsere Probleme von denen, die sie auch anprangern. Denn es ist leichter sich auf einen bereits vorgefertigten Pfad bewegen, als quer durch den dunklen Wald, vielleicht sogar noch bei Nacht, zu schleichen. Aber es gibt Zeiten, wo jenes unmöglich ist. Die Geschichten vergangener, ähnlich gearteter Zeiten können zwar ein erster Wegweiser sein, werden aber keine Problemlösungen stiften.

Man kann sich also nicht an jedem Grashalm festbeißen und hoffen, daß alles gut gehen möge. Dies kann unter Umständen sogar noch schädlicher sein, als sich den mittlerweile tagtäglich stattfindenden Absurditäten in den hohen Häusern zu widmen und darüber zu erzürnen. Manchmal ist das Ertragen und Anerkennen, daß man kann keine Lösung, ja nicht mal einen Wegweiser parat hat, das Einzige, was verbleibt. Es kann manchmal erdrückend sein, an der menschlichen Seele zerren wie auch die Vernunft ausblenden und zu schädlichem Massenkonsum lenken. Aber nur wer das Ertragen lernt oder bereits beherrscht, findet mit der Zeit für sich Lösungen.

Das Hindernis ist der Weg

Sich auf neue Pfade bewegen zu müssen ist nicht leicht. Die erste Reaktion unseres Geistes scheint zumeist eine ablehnende zu sein. Er möchte das eigene Sein in Sicherheit wiegen. Wenn man dann aber in Momenten, wo es drauf ankommt, weicht und sich in die alte Leier rettet, macht man innerhalb geraumer Zeit mit dem Gefühl der Reue Bekanntschaft. Es kann mit der Zeit sich auf einen noch negativer auswirken, als die eigene Angst. Spätestens an diesem Punkt scheint die menschliche Seele zu allem bereit zu sein – auch für die Schmach, neue Trampelpfade im Wald zu erschaffen. Die Angst ist als unbeachtete Nebenerscheinung in den Hintergrund getreten.

Nun ist es berechtigt, einzuwerfen, man habe doch in diesem Stadium die eigene Ratlosigkeit überwunden. Sie ist es nicht, denn dieses Gefühl ist nach wie vor vorhanden, wenn man neue Pfade erschließt, weil der eigene moralische Kompaß, stets das Neue und Unbekannte auf die Kompatibilität zum Alten prüft. In jenen Momenten, wo der größte Durchbruch bevorsteht, wird das Cockpit am meisten durchgeschüttelt, wie bei einem Flieger, der die Schallmauer durchbricht.

Ist der Durchbruch gelungen, so tritt eine stoische Entspannung ein, die aus dem Tiefsten der Seele kommt: die innere Seelenruhe tritt ein. Sie hält an, bis das nächste Hindernis auf einen zusteuert, welches dann wieder versucht, einen auf die Probe zu stellen. Ein Mensch, der all seine sieben Sachen bei sich trägt und ein stabiles Selbstbewußtsein besitzt, wird auch die kommenden Hindernisse zu überwinden wissen. Nur der Weg der Hindernisüberwindung ist der, der zu kontinuierlichem persönlichen Wachstum führt. Und wer persönlich an sich arbeitet, findet auch langfristig den Weg aus der Ratlosigkeit, weil er den richtigen Pfad entweder finden oder ebnen wird.

Euer PretoX

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